Mittwoch, 13. Mai 2015

Architekt, Bauträger, Fertighaus... wir haben entschieden :-)

Nun ist der Architektenvertrag unterschrieben. Wir mussten dabei zwei ganz wichtige Punkte entscheiden
1. Möchten wir den erhöhten Planungsaufwand für eine wärmebrückenfreie Ausführung und Auslegung bezahlen?
2. Können wir mit dem Risiko leben, dass es ein Architektenhaus nicht zum "Festpreis" gibt.

Der erste Punkt ist immer mit erhöhten Kosten verbunden: Es wird ein Planer benötigt, der die notwendige Erfahrung hat und nach einigen Gesprächen sind das nur wenige. Die Honorarzone ist also dementsprechend höher. Die Ausführung des Gebäudes ist für die Handwerker aufwändiger, dadurch "fallen auch manche Firmen aus dem Raster". Aber als Ingenieure möchten wir, dass das Haus dem Stand der Technik entspricht und das ist nach 24 Jahren Passivhaus (Erbau Kranichstein war 1991) einfach ein wärmebrückenfreier Aufbau.

Beim zweiten Punkt kommt uns unser Architekt sehr entgegen. Das nach der HOAI ermittelte Honorar wird sich zwar nicht verringern, wenn er für uns "mehr herausholt". Allerdings wird es auch nicht steigen, sollte das Haus aufgrund verminderter Eigenleistungen und steigender Handwerkerkosten ansteigen. Wir werden den "Spaten erst zücken" - wenn wir alle großen Gewerke mit einem fixen Angebot versehen haben und reduzieren dadurch das Risiko. Zusätzlich wird er bei den Bodenbelägen, Simsen usw. lediglich die Planung übernehmen - die Vergabe an bekannte Handwerker und uns selbst übernehmen dann wir.

Das ist das erste Mal, dass ich einen Vertrag paraphiert habe. Zwar sind die Summen sehr viel kleiner als die mit denen ich in der Firma täglich umgehe, aber es ist doch etwas anderes...

Nun zum Thema Bauträger und Fertighausfirmen. Wir hatten Glück! Wir haben nämlich einige Bekannte, die sich in letzter Zeit mit dem Hausbau beschäftigt haben und deshalb haben wir viele nützliche Tipps bekommen. Wir wussten schon, welche Firmen wir gar nicht erst anzufragen brauchen und welche Fragen wir stellen mussten. Dafür war besonders wichtig uns vorab klar zu sein, in welche Richtung der energetische Standard gehen soll.

Die im Folgenden vorgestellten Firmen kann ich deshalb auch alle weiter empfehlen. Ich habe dennoch jeweils einen Kommentar dazu geschrieben, weshalb sie für unser persönliches Bauvorhaben ausgeschieden sind. Möchte jemand die konkreten Namen erfahren, bitte per PN.

M* & S*
Die Firma M & S ist hier in der Gegend um Ravensburg sehr bekannt. Sie bauen hauptsächlich in Ziegelbauweise, sehr solide und auch hauptsächlich nach KfW70 Standard. Von Bankseite wurde uns diese Firma empfohlen, da sich in der Vergangenheit keine "bösen Überraschungen" bei der Finanzierung ergeben haben. In einem extra Beitrag werde ich noch schreiben, weshalb wir uns für den Holzständer/-rahmenbau entschieden haben. Dies und auch die Ausführung als KfW55 Haus oder besser hat nach unserer Meinung nicht perfekt in die Philosophie des Unternehmens gepasst. Die Ausführung mit Pelletsheizung (für die Senkung des Primärenergiebedarfes) und dezentraler Lüftungen war für uns nicht sehr interessant. Auch die spezifischen Fragen bezüglich Hülle, Dichtigkeit und Wärmebrückenfreiheit konnten nicht zu unserer Zufriedenheit beantwortet werden. Uns war dann einfach das Risiko zu groß, dass hier unnötig Mehrkosten entstehen, wenn wir mit einer Firma bauen, die KfW55/40 nicht öfters standardmäßig baut.

Web*Haus
In den umliegenden Baugebieten stehen quasi immer mindestens 1 eher 2 W*häuser. Schon vor einigen Jahren baute W*Haus KfW55 und/oder KfW40 Häuser. Beim KfW40 Haus wird gegenüber dem KfW55 Haus die Stärke der Außendämmung erhöht. Die Fenster sind standardmäßig gut, der Rest wird mit der Bodenplatte bzw. dem Dach ausgeglichen. Sehr positiv ist, dass hier mit einer Holzfaserdämmung außen gearbeitet wird und dadurch auch ein erhöhter Schallschutz gewährleistet ist. Zwischen den Gefachen kommt Mineral- bzw. Glaswolle zum Einsatz, diese kann auch durch Holzwolle ausgetauscht werden (hat dann aber bei gleicher Wanddicke einen schlechteren u-Wert). Wir wurden ja lange belächelt, weil wir uns so lange mit dem Aussuchen des Partners beschäftigt haben. So Aussagen wie "Andere Leute wohnen ja auch in einem xy Haus und sind zufrieden" mussten wir oft hören. Aber, dass ich mir an drei Tagen mein ganzes Haus bemustern soll, das hat bei mir nicht für Freudensprünge gesorgt. Wir waren ja allein schon mit den Holzböden 3 h beschäftigt und das hat mir richtig Spaß gemacht :-) Ich möchte bei jedem Gewerk mit entscheiden, was die Ausführung angeht. Vor allem ist uns auch wichtig, dass die Gewerke von lokalen Handwerkern erledigt werden.

Wa* Holzbau
Die Firma Wa* (Bad Sch*) war erst später in die Auswahl gekommen. Ich hatte sehr wohl schon die Homepage aufgestöbert, aber erst nach einer Empfehlung habe ich mich auf den Weg gemacht. Die Zimmerei liegt im Herzen Oberschwabens und ich habe mich gleich wohl gefühlt. Es wird viel Wert auf Ökologie gesetzt. Fragt man nach Lehmputz, Zirbe und Naturholzböden wird man nicht gleich als Spinner angesehen, das war eine willkommene Abwechslung. Sehr schnell kam dann auch das Angebot, was deshalb auch nicht ganz so ausführlich war wie beim Wettbewerber, aber wenigstens über 1 DIN A4 Blatt hinaus ging. Wie bei allen anderen hatten wir KfW55/40 gefordert, im Angebot war leider gar keine Angabe, was den energetischen Standard betrifft. Auch die Fenster waren sehr günstig, was uns aufmerken ließ. Auf Nachfrage hat sich heraus gestellt, dass es sich wohl um ein KfW70 Haus handelt, bei KfW55 würde eine Pelletsheizung empfohlen. Dies hat uns doch sehr gewundert, da ja bereits im Grundangebot eine Sole-WP eingesetzt wird, die ja für die ENEV Berechnungen einen besseren Wert liefert als die in einem KfW40 eingesetzte L-W-WP z.B. bei einem W*Haus. D.h. dass die Hülle doch sehr von denen der anderen Anbieter abweicht, gleichzeitig aber lag das Angebot ca. 5-10% höher als die der Wettbewerber.

Holzbau Wei*
Über die Firma Wei* (Bad Wu*) haben wir nur Gutes gehört. Sehr gute Abwicklung, der Wandaufbau mit Fermacell statt OSB+Rigips fanden wir auch interessant. Das Angebot war sehr ausführlich und die bisherigen Gespräche sehr gut - wir konnten hier sehr flexibel unsere Wünsche einbringen. Aus diesen Gründen ist die Firma Wei* bis zum Schluss der Vergleichsmaßstab gewesen. Es ist so, dass das Gebäude nach KfW40 Standard ähnlich teuer gewesen wäre, wie "unsere bzw. die Wamslersche Passivhauskonstruktion" mit weniger Holzanteil.
Wir hätten sehr flexibel einige Gewerke aus dem Leistungsumfang nehmen können. Zum einen, weil wir viel Eigenleistung bringen möchten und zum anderen, weil wir für einige Gewerke schon "unsere" Handwerker haben. Auf eine professionelle Bauleitung möchten wir allerdings nicht verzichten. Wenn man also die Eigenleistungen aus dem Angebot nimmt, welche die Bauleitung auch gleich enthalten, dann relativieren sich wieder die "gleichen Kosten". Theoretisch bliebe am Ende der "Festpreis" und "Wandaufbau" gegenüber dem "Wandaufbau" und "nicht ganz so Festpreis" beim Architekten. Wir haben uns dann entschieden, dass wir mit Architekt bauen - einer der von Anfang bis Ende dabei ist und auf den auch planerisch alle Gewerke vereint sind.

Kosten Architekt vs. Kosten "Wasserkopf"
Bei einer Gegenüberstellung der Kosten ist uns aufgefallen, dass die Unterschiede in den Gesamtkosten relativiert werden. Bei vergleichbarem und gleichwertigen Aufbau macht es kaum einen Unterschied, ob mit Architekt oder Bauträger gebaut wird. Bauträger haben in der Regel große Gebäude, Büros, Vertriebsangestellte, evtl. noch Ausstellungsgebäude usw. usw. - schon relativieren sich die xx Tausend Euro für das Architektenhonorar. Wenn man sich einmal genauer ansieht, wieviel % dann von den Leistungsphasen trotzdem anfallen, dann fällt einem schnell auf, dass man da gerne eine Milchmädchenrechnung vorgelegt bekommt.
Nach HOAI entfallen nämlich schon 27% der gesamten Architektenleistungen bis zur Genehmigungsplanung, dies wird meist von den Bauträgern/Fertighausbauern erst auf Nachfrage oder gar nicht angeboten. Einige Firmen arbeiten hier mit Architekten zusammen und erzielen so günstigere Preise. Wir glauben aber nicht, dass wir für einen 5.000 Euro Entwurf gleich viel Leistung bekommen wie für einen "normalen" Betrag.
39% Prozent entfallen dann auf die Ausführungsplanung und die Vergabeunterlagen. Das ist ein großer Posten, hier können die Bauträger sparen. Allerdings muss dennoch jeder Bearbeitungsplan für die Maschinen (es sei denn, es handelt sich um ein unverändertes Fertighaus) angepasst werden.
Das restliche Drittel entfällt auf die Bauleitung und Überwachung. Das übernimmt selbstverständlich jeder Bauträger für sein Gebäude, möchte er doch auch eine korrekte Ausführung um später keine Forderung seitens der Bauherrschafft zu bekommen. Aber was, wenn die Zeit knapp, die Handwerker schludrig und 10 andere Baustellen warten? Für diesen Fall hätten wir eben trotzdem gerne einen unabhängigen Architekten hinzugezogen, was uns witzigerweise auch wärmstens von einem ehemaligen Bauträger Bauleiter empfohlen worden ist. Und schon lässt sich auch das letzte Drittel nicht auf 0 reduzieren.
Wir stürzen uns also in das Architekten Abenteuer und hoffen, dass es sich lohnt. No risk no fun... :-)

H(eizung)L(üftung)S(anitär) Überlegungen...
Die in fast jedem Fertighaus verbaute Tecalor THZ 304/404 SOL Luft-Wasser-Wärmepumpe als Kombigerät mit integrierter Lüftungsanlage mag uns auch nicht begeistern. Diese sei technisch identisch mit der Stiebel Eltron LWZ 303/304 SOL, allerdings wirbt Tecalor mit "integrierter Kühlung" - was die LWZ laut Homepage nicht bietet. Schaut man sich aber die COP Zahlen an, so gibt es einige bessere Wärmepumpen. Zwar sagt der COP alleine noch nichts über die Jahresarbeitszahl JAZ aus, aber es erscheint mir logisch, dass bei einer schlechten COP auch keine gute JAZ herauskommen kann. Der Wärmerückgewinnungsgrad wird mit 90% angegeben, wir verlassen uns aber lieber nicht auf die Werte des Herstellers... sondern auf durch das Passivhaus-Institut geprüfte Rückgewinnungsraten. Was außerdem ein wenig nervig ist, als Endverbraucher bekommt man quasi keine Kosten für die Tecalor. Der Einsatz wird sich also vor allem für die Fertighausbauer "lohnen".

Da wir ja seit einigen Jahren verschiedene Häuser ansehen, hauptsächlich Häuser, die einen - wie sagt man so schön - "Renovierungsstau" vorweisen ;-) Haben wir uns schon - auf Internetebene - mit dem Thema Heiztechnik und Energieeffizienz beschäftigt. Interessant ist dabei, dass die unterschiedlichen Aussagen sehr weit auseinander gehen.


Hier ein paar schöne Beispiele für euch:
- "Ein Passivhaus benötigt so wenig Energie, da ist eine Tiefenbohrung bzw. Sole-Wasser-WP absolut überdimensioniert"
- "Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ist eine Energievernichtungsmaschine"
- "Wir haben mit unserer L-W-WP selbst bei -5°C eine JAZ von >3"
- "Ein KfW55 Haus kann man aufgrund des Primärenergiebedarfes nur mit einer Pelletsheizung bauen" 
- "Bei einer Tiefenbohrung gefriert das Wasser um die Bohrungen - nur mit einer daran gekoppelten Solar-Thermie-Anlage lohnt sich dies" 

De facto wird ein EFH Passivhaus wohl mehr Energie für die Warmwassergewinnung benötigen als für die Heizung. Es ist auch richtig, dass eine Wärmepumpe - je höher die Temperaturdifferenz zwischen Energiequelle und Abgabe (Senke) ist - einen schlechteren Wirkungsgrad bekommt. Im Winter ist das natürlich bei einer L-W-WP die Außenluft, da kann es schon einmal kalt werden und das Wasser muss rein elektrisch aufgeheizt werden und im Sommer dagegen ist die Luft sehr warm. Da duschen wir manchmal sogar noch öfters ;-) Bei einer Sole-Wasser-WärmePumpe hat man einigermaßen konstante Temperaturen über das ganze Jahr. Zudem lässt sich auch das Kühlen im Sommer mit einer S-W-WP energieeffizienter gestalten. Kühlen mit einer L-W-WP ist allerdings nicht unmöglich, da einige auch auf "Sommerbetrieb" umschalten können und dann quasi die "kalte Seite" genutzt wird, wie beim Kühlschrank.
Wir haben nach solchen pauschalen Aussagen dann immer nach Vergleichen gefragt, konkreten Berechnungen. Welche Energiepreissteigerung angenommen worden ist, welche JAZ. Da war es dann meist immer etwas ruhiger geworden ... Und nun kommt wieder der Ingenieur in uns hoch, wir möchten wissen, unter welchen Umständen welche Heizung die in einer Gesamtbetrachtung die kostengünstigste Investition ist. Das bekommen wir mit den Klimadaten für unseren Hausstandort, unseren Verbrauchswerten usw. eben nur mit einem unabhängigen HLS Planer.
Ich habe mich auch selbst daran versucht, scheitere aber regelmäßig an den konkreten JAZ, für die man die Klimadaten und die jeweiligen COP Werte benötigt.
Jetzt hoffe ich nur, dass der Kostenvorteil der "siegreichen Variante" auch die Kosten des HLS Planers trägt... den setzt "man" nämlich normalerweise nur für Objektbauten ein... wir müssen es halt wieder maßlos übertreiben ;-) 

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